Kaltes Wasser, warm ums Herz – Die Bollerwagenregatta

Lycra oder Trockenanzug? Zum Maifeiertag lachte endlich mal wieder die Sonne über dem Bostalsee und brachte Die langersehnte Wärme.

Bei Wassertemperaturen um die 10° war man im Dinghy allerdings gut beraten, zumindest den dicken Neo anzuziehen – oder erst gleich gar nicht zu kentern.

17 Boote tummelten sich ab kurz nach drei in der Bucht vor der Regattabasis. Eine bunte Mischung vom L17 über Conger, zwei 420er und zwei ILCA 6, RS Aero und Sprinta Sport bis hin zu den üblichen Dyas, einer Five und den hier fast immer chancenlosen Kats, die ehrenwerter Weise trotzdem immer wieder treu mit an den Start gehen.

Nach Känguru-Verfahren schoben sich die langsamsten Boote um 15:15 Uhr über die Startlinie, zum Glück mit stetigem Wind (8-12kn) aus Süd-Südost, sodass man sich nicht schon auf den ersten Metern durch Wirbel und Löcher kämpfen musste. Unten am Steg gab’s mehr Vortrieb, aber auch die längste Strecke mit mehr Höhe zur ersten Tonne. Von der Linienmitte gings entspannter, vorausgesetzt, man hatte es nicht übertrieben und die Abdeckung gleich hinter der Linie unterschätzt. Den Up-Down-Kurs zur Staumauer und zurück hatten Fabrice End und Thorsten Walter in aller Eile ausgebracht – noch fehlt die Sommer-Betonnung rum um das ‚Spielfeld‘. Überhaupt hatten die Wettfahrthelfer nach personellen Hiobsbotschaften manch schnelle Entscheidung zu treffen.

Wie so oft in den vergangenen zwei Jahren setzten sich die beiden 420er gesteuert von Alessa (mit Vorschoterin Kira Wendisch) und Joline Frank (Vorschoterin:Pia Förster) mit bestechendem Bootsspeed in Bewegung und – das kann man ohne Spoiler schon verraten, ließen in den kommenden 53 Minuten keinen Zweifel aufkommen, dass sie den Sieg unter sich ausmachen würden. Die vor ihnen gestarteten Boote waren schon auf der ersten Kreuz ‚aufgeschnupft‘.  Selbst Überraschungen durch Dreher vor der Luvmarke konnten am souveränen Doppelsieg mit Alessa vor Joline nichts ändern.

Spannender die Kämpfe dahinter. Tim Kahlen im RS Aero 7 betete downwind erfolglos um mehr Drücker. Ohne längere Gleitphasen wird es schwer, die schnellen Dyas bis zur Ziellinie hinter sich zu lassen. Und auch diesmal sollte es nicht sein. Nach drei Runden rauschte ‚Pepe‘ von Claus-Michael Lehr sauber gesteuert und getrimmt von seiner Frau Christine an Tim vorbei und sicherte sich den Platz auf dem Treppchen. Die Crew um Olaf Graf auf Mister X freute sich über ihren fünften Platz.

Fiete Kolbus und Johannes Kahlen hatten wohl den spannendsten Nachmittag. Zwischen ihren Laser Radial/ILCA 6 lagen fast fünfzig Jahre, am Ende aber nur wenige Sekunden. Mal entwischte das jüngere Boot mit seinem Speedvorteil, dann wieder zog die clevere Wahl auf der Kreuz vorbei. Volltrunkene Tretbootfahrer rund um die Luvtonne sorgten für zusätzlichen Nervenkitzel und Johannes hatte drei Meter vor der Ziellinie alle Zeit der Welt, im Windloch einmal ins Deck zu beißen, während Fiete und eine heranrauschende Dyas ihn von Platz acht auf die 10 beförderten. Für ihn wars dennoch eine vielversprechende Première auf dem neuen Boot.

So wie für Sylvia Reinhardt-Denzer und Steuerfrau Norma Frank, die erstmals im Laser Bahia gemeinsam unterwegs waren und ihre Neos wirklich brauchten, aber auch spüren konnten, dass der Polyethylen-Bomber seine Yardstick-Zahl nicht zu Unrecht trägt.

Wieder an Land tröstete die hervorragende Maibowle über das ausgefallene Grillmenü hinweg – an dieser Stelle die besten Genesungswünsche an Mike – und alle zeigten sich mit der an mancher Stelle improvisierten Wettfahrtorganisation zufrieden. Wäre anders auch dumm gewesen bei der Sonne und dieser warmen Gemeinschaft rund um die erste Ausgleicher-Regatta des Jahres.